Rechtsfrage

Diebstahl im Hotel – Studie enthüllt Kurioses

Bademantel
Bei Kunst und Elektronik dürfte ja jedem klar sein, dass das Diebstahl ist. Doch wie ist es bei Kleiderbügeln – eigentlich kein Problem, oder? (Foto: © triocean/stock.adobe.com)
Nehmen Hotelgäste Seifen oder Stifte aus ihrem Zimmer mit, gilt dies meist als Kavaliersdelikt – oftmals bleibt es aber nicht dabei, wie eine neue Studie nun belegt. Wir haben bei einer Rechtsanwältin nachgefragt, was erlaubt ist.
Mittwoch, 03.01.2024, 08:43 Uhr, Autor: Karoline Giokas

Bei manchem Hotelgast ist der Koffer nach dem Hotelaufenthalt voller als vorher. Handtücher und Bademäntel zählen zu den Sachen, die am häufigsten aus Hotelzimmern verschwinden – vielleicht als Goodie für den nächsten Wellness-Tag zuhause

Skurriles Diebesgut

Eine aktuelle Umfrage unter fast 1.400 Hoteliers, die Wellness Heaven kürzlich veröffentlicht hat, enthüllt, dass die beiden Spitzenreiter dicht gefolgt sind von Kleiderbügeln, Stiften und Kosmetik. Neben diesen „gewöhnlichen“ Gegenständen gibt es hingegen eine Reihe von spektakulären Ausreißern, die auf eine rege Diebstahlfantasie der Delinquenten schließen lässt. 

Zu den skurrilsten Diebesgütern zählen beispielsweise Badarmaturen. In hohem Maße handwerkliche Fähigkeiten mussten jene Gäste aufbringen, die sämtliche Badarmaturen entwendet haben, den Kopf einer Regendusche, eine Hydromassage-Dusche, einen Toilettensitz, ein Abflussrohr oder gleich ein ganzes Waschbecken, wie von einem Berliner Hotel berichtet wird.

Ein Hotelier aus Italien berichtet:  „Als ich einmal durch die Lobby lief, fiel mir auf, dass irgendetwas fehlte. Kurz darauf erfuhr ich, dass drei unbekannte Männer in Overalls das große Piano abtransportiert hatten. Es tauchte natürlich nie wieder auf.“

Von der Jagdtrophäe bis zum Service

Ein Hotelbesitzer aus dem Sauerland berichtet davon, wie eines Morgens die gesamte Stereoanlage des Wellness-Bereichs verschwunden war: Wellness-Langfinger haben offenbar über Nacht das gesamte Sound-Equipment abmontiert und als Gastgeschenk ins Auto verladen, bevor sie das Weite suchten.

In einem Hotel in England hatte ein Gast kurzerhand die Nummern von seiner Hotelzimmertür abmontiert. „Wir haben das erst bemerkt, als der nachfolgende Gast sein Zimmer nicht finden konnte“, erzählt die Hoteldirektorin.

In einem Hotel in Frankreich wurde ein Gast bei dem Versuch erwischt, einen ausgestopften Wildschweinkopf zu stibitzen. Später kam er doch noch zu seiner Trophäe: Freunde kauften dem Hotel das gute Stück ab und schenkten es ihm zur Hochzeit.

Ein Stammgast eines Hotels erbeutete ein ganzes Speiseservice. Regelmäßig über mehrere Monate ließ er immer wieder Teller, Tassen, Besteck und Gläser aus dem Hotelrestaurant mitgehen.

Diebische Vorlieben nach Nationalität

Gliedert man die Delinquenten nach Nationalität, so ergibt sich ein differenzierteres Bild. Es stellt sich etwa heraus, dass der deutsche Hotelgast einem eher langweiligen Diebstahlverhalten folgt: Neben Handtüchern und Bademänteln lässt er in erster Linie Kosmetik mitgehen.

Viel genussorientierter geht es da schon bei den Österreichern zu: Geschirr und Kaffeemaschinen tauchen weit oben in der Diebstahlskala auf: vom korrekten Esswerkzeug und den Zubereitungsvarianten für den „kleinen Braunen“ kann man in der Alpenrepublik offenbar nicht genug zu Hause stehen haben.

Italiener bevorzugen Weingläser als Hotel-Souvenir, bei Schweizern rangiert hingegen der Haarföhn weit oben im Ranking. Der Franzose hingegen klaut schon etwas spektakulärer: Er vertritt die Nation, die mit Abstand am häufigsten Fernsehgeräte und Fernbedienungen mitgehen lässt. Bei US-Amerikanern liegen Kopfkissen und Batterien hoch im Kurs.

Holländische Hotelgäste sehen in ihren Mitbringseln vor allem den praktischen Nutzen: Zu ihren Favoriten zählen Glühbirnen und Toilettenpapier.

Gäste von 5-Sterne-Hotels bevorzugen teures Diebesgut

Insgesamt wurden 740 Hoteliers von 4-Sterne-Häusern sowie 636 von 5-Sterne-Hotels befragt, um das Diebesverhalten in Abhängigkeit vom Wohlstand der Gäste zu ermitteln. Dabei tritt Erstaunliches zu Tage: “Greed is good” scheint gerade bei betuchten 5-Sterne-Gästen ein zuverlässiges Motto zu sein.

So ist etwa die Wahrscheinlichkeit, dass hochwertige TV-Geräte aus dem Zimmer geklaut werden, bei Gästen im 5-Sterne-Segment 4,9-fach höher als bei Reisenden in 4-Sterne-Hotels. Ebenso sind Kunstwerke in Luxushotels ein begehrtes Objekt der Begierde (4,3 x höhere Diebstahl-Wahrscheinlichkeit). Auch Tablet Computer (6,0 x) und Matratzen (5,4 x) werden in 5-Sterne-Häusern häufiger entwendet. Erstaunlich: 11,8% der 5-Sterne Hotel-Manager beklagen den Matratzen-Klau, während nur 2,2% der 4-Sterne Hotels betroffen sind. Insgesamt berichten 91 Hoteliers von gestohlenen Matratzen, sodass also mindestens so viele in deren Hotels entwendet wurden.

4-Sterne-Gäste begnügen sich hingegen mit weniger spektakulären Geschenken: Handtücher und Kleiderbügel sind bei ihnen tendenziell beliebter als bei 5-Sterne-Gästen, praktische Utensilien wie Batterien und Fernbedienungen klaut der 4-Sterne Hotelgast mit besonderer Wonne (2,8 x bzw. 4,4 x häufiger als der 5-Sterne Reisende).

Nachgefragt bei Ines Kilian, Fachanwältin für Strafrecht in Dresden und Leipzig:

Frau Kilian, was darf ich aus einem Hotelzimmer mitnehmen? Ist es etwa schon ein Problem, wenn ich einen Kleiderbügel einpacke?

Ja, das ist bereits ein Problem. Im Grundsatz dürfen Sie gar nichts mitnehmen aus dem Hotelzimmer – denn alles darin gehört dem Hotel.

Sie haben natürlich die Möglichkeit, vom Hotel zur Verfügung gestellte Dinge zu verbrauchen, Seife zum Beispiel. Und wenn eingeschweißte Badeschuhe im Zimmer stehen, kann man sie nach dem Aufenthalt auch mitnehmen – benutzt man sie, können sie danach keinem anderen Gast zur Verfügung gestellt werden.

 Aber wenn zum Beispiel ein großer Spender mit Flüssigseife im Bad hängt, darf ich den nicht mitnehmen. Der gehört dem Hotel.

Gibt es nicht so etwas wie eine Bagatellgrenze?

Nein, theoretisch ist das alles strafbar. Aber natürlich würde eine Staatsanwaltschaft bei einem entwendeten Kleiderbügel wahrscheinlich kaum tätig werden.

Nehmen Sie eigentlich manchmal etwas aus dem Hotelzimmer mit?

Ich liebe zum Beispiel die Badeschuhe in Hotels. Die habe ich auch schon manchmal mitgenommen. Auch wenn auf dem Waschbecken so kleine, verpackte Stücke Handseife liegen, die zum Verbrauch bestimmt sind, dann könnte man die im Zweifel einpacken.

Aber alles, was mehrfach verwendbar ist – angefangen beim Seifenspender oder auch Handtücher – und wo einem das Hotel nicht deutlich macht, dass man es mitnehmen darf nach dem Aufenthalt, muss im Zimmer bleiben.

(Wellness Heaven(dpa/KAGI)

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