Ideen und Konzepte

So spart das Gastgewerbe Energie

Stephan Mühlmann
Ein Pionier in Sachen Energiesparen ist Stephan Mühlmann vom klimapositiven Leitlhof in Innichen. Das energieautarke Holzblockheizkraftwerk, das er höchstpersönlich für sein Südtiroler Naturhotel konstruiert hat, läuft bereits seit zehn Jahren. (Foto: © Mike Rabensteiner)
Kaum ein anderes Thema bewegt und betrifft das Gastgewerbe derzeit so stark wie die Energiekrise. Doch Ideen, um der Krise entgegenzuwirken, gibt es viele. Welche konkreten Maßnahmen Hoteliers, Destinationen und Veranstalter bereits ergriffen haben und welche sie noch planen, zeigen die folgenden Beispiele. 
Mittwoch, 31.08.2022, 14:44 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg

25 Kilometer südlich von München setzt das als „Certified Green“ klassifizierte Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg bereits länger auf Strom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien, während die Klimaanlage ressourcenschonend mit Grundwasser des hauseigenen Brunnens gekühlt wird.

Die Sauna im Wellness- und Fitnessbereich läuft nur, wenn aktiv von Gästen für Zwei-Stunden-Slots gebucht. In Planung für Herbst 2022 ist zudem eine Photovoltaik-Anlage auf dem gesamten Hoteldach sowie dem Nebengebäude.

Leitlhof

Als Paradebeispiel für ein zeitgemäßes Energiekonzept gilt der Leitlhof in Innichen/Südtirol, der in den Jahren 2016 und 2021 mit dem World Travel Award in der Kategorie „Europes Leading Green Hotel“ ausgezeichnet wurde.

Seit 2012 zertifiziert klimapositiv, ist das Vier-Sterne-Superior-Haus eines von nur wenigen energieautarken Hotels weltweit und damit Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit. Mit gerade einmal 21 Jahren konstruierte Inhaber Stephan Mühlmann vor zehn Jahren das eigene Holzblockheizkraftwerk fürs Naturhotel, das seither mehr Ökostrom liefert als benötigt.

Hotel Jungbrunn

„Aktuell ermitteln wir unsere größten Energiefresser und überlegen, wo weitere Einsparungen möglich sind, ohne das Empfinden unserer Gäste zu beeinträchtigen“, sagt Geschäftsführer Marcel Gutheinz vom Hotel Jungbrunn im Tannheimer Tal/Österreich.

Der allein im Inneren 7.900 Quadratmeter große Jungbrunn-Spa stellt im Kontext steigender Kosten eine echte Herausforderung dar: „Sauna- und Wellnessbereiche brauchen ihre vorgegebene Betriebstemperatur, sonst wird es ungemütlich“, erklärt der Hotelier.

Zusatzheizkörper hingegen dürfen nur noch nach Absprache und gegen Aufpreis verwendet werden. Auch die Minibars dürfen nur noch bei Bedarf eingeschaltet werden.

Beim Thema Trinkwasserversorgung für Gäste spart Marcel Gutheinz seit einiger Zeit die gesamten Transport- und Lagerkosten: „Aus unserer hauseigenen Jungbrunn-Quelle können wir direkt in Karaffen abfüllen.“

Harry’s Home Hotels & Apartments

Bis Ende 2022 sollen alle Harry’s Home Hotels & Apartments in Österreich das EU-Ecolabel sowie das österreichische Umweltzeichen tragen, bestätigt Gründer Harald Ultsch:

„In jedem Standort arbeiten wir seit Beginn mit energiesparenden Maßnahmen, zum Beispiel Bewegungsmelder, Dämmerungsschalter für Außenbeleuchtung und -werbung sowie eine Fußbodenheizung in öffentlichen Bereichen. Konditionierte Zuluft sorgt dafür, dass wir weniger heizen und kühlen müssen. Auch Wasserdurchlaufbegrenzer sind Standard.“

Im Harry’s Home Telfs erfolgt die Kühlung zudem durch einen Tiefenbrunnen mit Grundwasserspeisung. Im Standort Lienz werde eigens eine Grundwasserwärmepumpe verbaut. Die Harry’s Home Hotels in Bischofshofen und Linz haben Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, in Dornbirn sowie Telfs gibt es Solarpaneele.

Reiseveranstalter Indigourlaub

In den eigenen Retreat-Häusern des Reiseveranstalters Indigourlaub in Oberösterreich und im Chiemgau wird Gewaschenes zum Großteil sonnengetrocknet und so der Wäschetrockner umgangen.

Das Chiemgauer Mountain Retreat Center hält Neu-Ankömmlinge darüber hinaus dazu an, anstatt eines Taxis den E-Kleinbus „Rosi mobil“ als Transfer-Alternative vom und zum Bahnhof zu nutzen.

Die Pools im dritten Indigourlaub-Standort Son Manera Retreat Finca auf Mallorca betreibt der österreichische Anbieter mit Elektrolyse-Anlagen und damit deutlich energieschonender als mit klassischen Systemen. Außenpools bleiben unbeheizt.

Apropos Mallorca: Gäste des Hotels Cort am Rathausplatz von Palma erhalten mittlerweile „Pre-Check-in“-Mails. Direktor Sven Rasch erklärt: „Mit dem Wissen um etwaige Ankunftszeiten können wir besser haushalten und so etwa Heizung oder Lichter in den Zimmern nicht früher als nötig einschalten.“ Darüber hinaus wolle man den Stromanbieter auf den Prüfstand stellen.

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