OTAs

Türöffner oder Abzocker?

Park Inn Hotel in Berlin
Im Park Inn Hotel in Berlin weiß man um die Problematik der OTAs, nimmt die Kosten aber in Kauf. (© Radisson)
Wie Hotels für mehr Auslastung sorgen können, wird seit langem diskutiert. Booking.com & Co sind eine Möglichkeit, Präsenz zu zeigen, allerdings eine oft kostspielige.
Dienstag, 08.09.2020, 09:07 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Es geht so schön schnell und einfach: das Buchen eines Hotels über Booking oder andere Online Travel Agencies (OTAs). Ort, Zeitraum und eventuell die Hotelkategorie eingeben und schon hat der User einen Überblick über verfügbare Übernachtungsmöglichkeiten und Leistungen. Wer als Hotelier keine Zimmerkontingente auf der Plattform zur Verfügung stellt, ist schlichtweg nicht sichtbar. Booking also als Türöffner? Andererseits schmälert die Provision von bis zu 20 Prozent für einen vermittelten Gast den Gewinn für den Hotelier gehörig. Booking der Abzocker?

Marketing Consultant und HSMAI (Hospitality Sales and Marketing Association International) Mitglied Tim Peter sieht den Einfluss von OTAs schwinden. Für ihn werden OTAs zwar zukünftig eine Rolle spielen werden aber bedeutende Marktanteile würden sie nicht dazugewinnen. Das sieht Sloan Dean, CEO und Präsident der Remington Hotels anders. Er meint, OTAs könne man als Türöffner nicht ignorieren. Auch wenn die Hotelmarken versuchten, Gäste über ihre eigenen Kanäle zu gewinnen, so werden laut Sloan die OTAs zukünftig an Einfluss gewinnen.

„Muss Provision in Kauf nehmen“

Bemühungen der Branche die Gäste zur direkten Buchung beim Hotel zu bewegen, sind auch Jürgen Gangl, Vorsitzender der Hoteldirektorenvereinigung Deutschland (HDV) und General Manager des Park Inn Hotels in Berlin geläufig. Sie zielten darauf ab, die Anzahl der Direktbuchungen in den Hotels zu steigern, was er für sinnvoll erachtet. „Allerdings sieht die Realität anders aus“, so der Hotelier. Die Gäste buchten online, oft von unterwegs und nutzten dafür die OTAs. Wenn ein Hotel nicht auf einer Buchungsplattform gelistet ist, dann sei es praktisch nicht präsent und somit nicht buchbar. „Also muss ich als Hotelier die Provision der Buchungsportale in Höhe von 15 bis 20 Prozent in Kauf nehmen“ so sein Fazit. Für Gäste sieht er den Vorteil einer Direktbuchung darin, dass sie detaillierte Informationen zu ihrem Aufenthalt aus erster Hand bekämen. Gerade in der heutigen Zeit sei es für viele Gäste wichtig zu wissen, welche Hygiene-Maßnahmen ein Hotel getroffenen habe oder ob Sonderwünsche erfüllt werden könnten. Nur bei Direktbuchungen könne die persönliche Betreuung sichergestellt werden.

Stammgäste machen den Unterschied

Auch der österreichische Hotelier Georg Reif findet es begrüßenswert, wenn seine Gäste direkt im Hotel buchen. Er hat das Glück, treue Stammgäste zu haben und deshalb gut ohne OTAs zurechtzukommen – auch jetzt in diesen schwierigen von Corona gebeutelten Zeiten. Nur etwa 10-15 Prozent der Gäste buchen ihren Urlaub über Booking und seit Juli verzeichnet der Urdlwirt in Premstätten Österreich wieder eine zunehmend bessere Auslastung.

Direkt buchen!

Umsatz generieren beginnt bei der Buchung. Darüber sind sich der Hotrec und verschiedene nationale Hotelverbänden einig. Darum rufen sie Hotels in ganz Europa dazu auf, bei der „Direkt-Buchen“-Kampagne mitzumachen. Die Idee: Gäste sollen ihren Urlaub direkt beim Hotel und nicht über eine der großen OTAs buchen. Der Vorteil für die Hoteliers: Sie sparen die Vermittlungsgebühr von bis zu 20 Prozent pro vermittelter Übernachtung. Und auch die Gäste hätten Vorteile. So könnten sie neben Preisen auch gleich vertrauliche Fragen und Sonderwünsche mit dem Hotel klären. Ob das allein ausreicht, Gäste zu motivieren direkt beim Hotel zu buchen, ist allerdings fraglich. Hoteliers, die Interesse an der Kampagne haben, können Werbemittel wie Flyer, Displays und Aufkleber in verschiedenen Sprachen im Online-Shop des Verbandes ordern. Gratis-Material zum Download gibt es ebenfalls dort.

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