Kommentar

Kreative Gebühren

Innenansicht eines ausgebuchten Passagierflugzeuges
Mit dem Sardinenbüchsen-Prinzip hat es bei vielen Airlines angefangen, inzwischen ist die Kreativität bei der Ertragsoptimierung fast grenzenlos. (© fotolia.com/kasto)
Zusatzleistungen extra zu verkaufen ist inzwischen ein alter Hut. Neuerdings kann man seine Kunden, die solche Gebühren versuchen zu vermeiden, auch bewusst ärgern.
Donnerstag, 09.05.2019, 10:24 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Schon mal folgendes Geschäftsmodell überlegt? Speisen und Getränke werden zwar extrem günstig angeboten, um aber trotzdem irgendwie auf seine Kosten zu kommen, lässt man sich kreative Zusatzgebühren einfallen. Etwa könnte man von Gästen, die am selben Tisch sitzen wollen, eine zusätzliche Platzgebühr verlangen, oder Paare bzw. Gruppen müssten an verschiedenen Tischen Platz nehmen. Zu abstrus? Nicht für Fluglinien. Dort verlangt etwa Laudamotion, eine Tochter der irischen Billigfluglinie Ryanair aktuell tatsächlich vier Euro/Person, wenn Passagiere nebeneinander sitzen wollen. In der Hauptsaison kann diese Platzreservierung auf bis zu 15 Euro steigen. Wer diese Gebühr nicht bezahlt, der bekommt eben einen Platz nach dem Zufallsprinzip zugewiesen – und diese Plätze werden ziemlich sicher „zufällig“ nicht nebeneinander liegen. Wobei für Familien laut den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Lauda sogar Reservierungspflicht herrscht.

Dabei sind Sitzplatzgebühren nicht die einzige kreative Idee aus der Flugbranche. Wie wäre es etwa mit einem supergünstigen Hotelzimmer, das einen in jedem OTA-Ranking auf Platz 1 spült? Allerdings gilt der Preis nur, wenn man maximal mit einem Laptop eincheckt. Schon ein Trolley würde Aufpreis kosten und bei einem echten Reisekoffer könne man gleich im Kempinski übernachten. Ebenfalls ein Geschäftsmodell von Ryanair und Lauda, wo inzwischen schon „normales“ Handgepäck Aufpreis kostet.

Toilettengebühr im Flugzeug?
Noch günstiger könnte man das Hotelzimmer vielleicht anbieten, wenn dafür dort die Benützung von Toilette (bzw. Dusche) kostenpflichtig wäre – ebenfalls eine Idee von Ryanair-Boss Michael O’Leary vor einigen Jahren, die dann aber doch nicht in die Praxis umgesetzt wurde. Ebensowenig wie seine Idee, Stehplätze zu verkaufen, was vor allem die Behörden aus Gründen der Sicherheit abgelehnt haben.

Wobei – manche Gastronomen zeigen sich bei der Preisgestaltung ohnehin schon kreativ. In manchen Lokalen gibt es eine obligate Garderobengebühr für Mäntel und Taschen, Extrakosten für Senf, Ketchup oder ein spezielles Öl am Salat sind auch keine Seltenheit und vor einiger Zeit fand der Autor dieser Zeilen sogar mal ein paar getrocknete Chiliflocken, die er extra zu seinem Chili con Carne bestellt hatte, als separaten Posten auf der Rechnung. Wer als Beilage Salat statt der vorgesehenen Pommes verlangt, zahlt ebenfalls manchmal extra. Und auf Autobahnraststationen sind Toilettengebühren überhaupt schon lange Standard. Von Fluglinien lässt sich jedenfalls lernen, wie kreative Preisgestaltung funktioniert. Ob die Gäste das auf Dauer goutieren, steht auf einem anderen Blatt.

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