Verspätungen und Flugausfälle

Air Berlin zahlt zehn Millionen Euro Entschädigung

airberlin Flugzeug an Flughafen
Air Berlin entschädigt Passagiere mit zehn Millionen Euro.
Wer in den vergangenen Wochen mit Air Berlin verreisen wollte, hatte es nicht gerade leicht. Unzählige Verspätungen und Flugausfälle sorgten für Wut und Enttäuschung an deutschen Flughäfen. Die Passagiere werden von Air Berlin nun mit über zehn Millionen Euro entschädigt.
Montag, 10.07.2017, 08:46 Uhr, Autor: Markus Jergler

Der neue Flugplan, welcher seit Ende März läuft, brachte enormes Chaos mit sich. Nun reagiert die hoch verschuldete Airline und will „deutlich mehr als zehn Millionen Euro“ Schadenersatz für Flugausfälle und Verspätungen an ihre Kunden leisten. „Wir legen Sonderschichten ein, um die Gelder auszuzahlen“ gab Vorstandschef Thomas Winkelmann am Freitag gegenüber der „Rheinischen Post“ bekannt.

Seit Ende März kümmert sich auch ein anderer Dienstleister, Aeroground, um das Gepäck der Air-Berlin-Passagiere in Berlin-Tegel. Vor allem im April und Mai blieben viele Koffer von Umsteigern in Berlin liegen oder die Fluggäste mussten lange am Gepäckband warten. Aeroground und die Fluggesellschaft streiten seit Wochen darüber, wer dafür die Verantwortung trägt. Beide Partner räumen eigene Versäumnisse ein, geben aber dem jeweils anderen die Hauptschuld an dem Gepäckchaos. Winkelmann sagte, Air Berlin habe ihre Verspätungskrise seit Anfang Juni überwunden. In Tegel habe es aber am vergangenen Samstag mit der Streichung von 16 Flügen einen „schlimmen Rückfall“ gegeben. Da hätten „mehr als die Hälfte der 20 Abfertigungsmanager“ von Aeroground gefehlt. Von der Aeroground-Mutter, dem Flughafen München, verlange man jetzt Schadenersatz in Millionenhöhe. „Den Mitarbeitern der Aeroground gehört mein Respekt. Sie geben alles, aber es ist unerträglich, wie unprofessionell Aeroground aufgebaut und gemanagt wurde“, kritisierte Winkelmann.

Noch viel Arbeit
Aeroground reagierte darauf mit dem Angebot, die Zusammenarbeit mit Air Berlin vorzeitig zu beenden. Wenn Air Berlin das wolle, sei man zu einem Ausstieg aus dem Anfang März geschlossenen Vertrag bereit, hieß es am Freitag in Unternehmenskreisen. Dies sei Air Berlin schriftlich mitgeteilt worden. Aeroground hält den im März verdichteten Flugplan von Air Berlin mit unrealistisch kurzen Umsteigezeiten, einer mangelhaften Steuerung des Flugbetriebs, fehlenden Ansprechpartnern bei der Airline und zu wenig Platz in Tegel für die Hauptgründe für die großen Schwierigkeiten bei der Gepäckbeförderung. Nach wie vor gebe es „Unregelmäßigkeiten“ im Flugbetrieb, auch wenn es „etwas besser geworden“ sei, hieß es bei Aeroground.

Air Berlin will trotz allem mit Aeroground weitermachen. „Wir erwarten, dass unser Dienstleister seine Probleme nun endlich professionell angeht und die vertraglich zugesicherten Leistungen erbringt“, sagte Unternehmenssprecher Ralf Kunkel. Air Berlin habe in Tegel ihre Hausaufgaben gemacht. „Wir haben über 800 Personen eingestellt. Wir haben den dichten Tegel-Flugplan entzerrt und bereinigt.“

Um die Fluggesellschaft sanieren zu können, verlangte Winkelmann Zugeständnisse von der Belegschaft und dem Geschäftspartner Tui. „Wir müssen mit der Tui über den Vertrag reden, der 2009 über die Überlassung von 14 Maschinen abgeschlossen wurde. Der ist viel zu teuer und ein Mühlstein am Hals der Air Berlin. Das wird Tui nicht gern hören, aber da müssen wir ran.“ Mit den Gewerkschaften Verdi und Vereinigung Cockpit wolle er darüber sprechen, wie die Produktivität verbessert werden könne. (dpa/MJ)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Sören Hartmann
Zukunftsperspektive
Zukunftsperspektive

Positives Signal für die Tourismuswirtschaft

Sören Hartmann, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Tourismuswirtschaft, äußert sich sehr positiv über die Entscheidung der Koalitionsspitze, ein Sondervermögen zu schaffen. Auch die Reisebranche könnte von dieser Maßnahme profitieren und einen Aufschwung erhalten.
Zwei Wanderer an einem schönen Tag im Wald
Studie
Studie

Resilienz im Tourismus stärken

Professor Dr. Martin Fontanari hat sich in mehreren Fachpublikationen mit dem Thema der Widerstandsfähigkeit als einem zentralen Instrument in der Regionalentwicklung beschäftigt. Hier gibt er Einblicke in die Zukunft der Branche. 
Streiktreffen des BTW in Berlin (Foto: © BTW)
Schaden
Schaden

Tourismuswirtschaft durch Streiks stark beeinträchtigt

Die Arbeitsniederlegungen der vergangenen Wochen, insbesondere bei der Deutschen Bahn, ziehen immense materielle und immaterielle Schäden für Gäste, Betriebe und den Standort Deutschland nach sich.
Touristen spazieren durch Hamburg im Winter.
Übernachtungen
Übernachtungen

Hamburg war im November beliebt

Der Tourismus in Hamburg konnte im November einen deutlichen Zuwachs an Gästen und Übernachtungen verzeichnen. Das Statistikamt Nord vermeldet für die Branche erfreuliche Zahlen. 
Einige hundert Wintersportler tummelten sich mit Skiern und Snowboard im Schnee auf dem Feldberg.
Statistik
Statistik

Rekordzahlen für den Tourismus im Schwarzwald

Der Schwarzwald Tourismus vermeldet erfreuliche Nachrichten für die Ferienregion. Geschäftsführer Hansjörg Mair stellte vor kurzem auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart die aktuell vorliegenden Tourismuszahlen vor.
Brandenburger Tor
Corona-Pandemie
Corona-Pandemie

Berliner Tourismusbranche geht von Erholung aus

Reisebeschränkungen, Übernachtungsverbote: Auch das Corona-Jahr 2021 hat die Berliner Tourismusbranche hart getroffen. Im neuen Jahr könnten wieder mehr rollende Koffer in der Hauptstadt zu sehen sein.
Plane tickets and passports for business trip travel, tourism on world map background. 3d illustration
Wirtschaft
Wirtschaft

Chefin der Tourismus-Agentur erwartet positive Entwicklung

Trotz aller Unsicherheiten infolge der Corona-Pandemie rechnet die Geschäftsführerin der Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein, Bettina Bunge, für 2022 mit steigenden Preisen und einer positiven Entwicklung der Branche.
Blick auf die historische Altstadt von Lübeck
Bilanz
Bilanz

Starker Oktober kurbelt Tourismus im Norden an

Mehr Touristen in Schleswig-Holstein: Im Oktober nahm die Zahl der gebuchten Übernachtungen in Schleswig-Holstein erneut zu – und übertraf sogar das Vor-Corona-Jahr 2019. Über das Jahr gesehen, bleibt dennoch ein Minus.
Buchungsplattform Hotel
Bayerisches Zentrum für Tourismus
Bayerisches Zentrum für Tourismus

Was Tourismusunternehmen leisten müssen

Unter dem Titel „Digitalisierung im Tourismus: „Was muss, was kann, was soll?“ diskutierte das Bayerische Zentrum für Tourismus mit Experten aus der Wissenschaft und Tourismuswirtschaft.