Aktuelle Tourismusbenchmarks von Kohl & Partner
In Zusammenarbeit mit der Controlling Service GmbH hat Stefan Brida von Kohl & Partner die Kennzahlen des Bilanzjahres 2024 ausgewertet. Erstmals flossen dabei auch aktuelle Entwicklungen aus dem Winter 2023/24 und Sommer 2024 in die Analyse ein. „Die Hotellerie zeigt sich weiterhin krisensicher. Die Ergebnisse konnten im Vergleich zum Vorjahr leicht gesteigert werden, doch wir befinden uns immer noch unter dem Ergebnisniveau von 2019. Die Belastungen durch steigende Kosten bleiben weiterhin hoch“, so Stefan Brida, Controlling-Experte bei Kohl & Partner.
Auslastung & Umsätze steigen wieder leicht an
Die Auslastung im Vergleich zum Vorjahr zeigt eine positive Entwicklung. Je nach Betriebstyp stiegen die Vollbelegtage um 0,5 bis 2 Prozent. Auch beim Umsatz ist ein leichtes Wachstum zu verzeichnen: Drei bis sieben Prozent Umsatzplus konnten viele Betriebe erzielen, was größtenteils durch verbesserte Preisdurchsetzung möglich war. Der Sommer 2024 verlief in vielen Fällen erfreulich, während der Winter 2023/24 trotz regionaler Wetterextreme insgesamt stabil war.
Konsumverhalten: Getränke mit leichter Erholung, Wellness eher rückläufig
Das Konsumverhalten der Gäste zeigt eine klare Verschiebung. Die Zusatzumsätze im Bereich Getränke erholen sich leicht nach dem Einbruch 2023, während sich der Wellnessbereich vielerorts rückläufig entwickelt. Die Gründe hierfür reichen von veränderten Prioritäten im Freizeitverhalten bis hin zu einer sinkenden Zahlungsbereitschaft in bestimmten Zielgruppen.
Wareneinsätze: Getränke treiben Kosten – Küchenbereich stabilisiert sich
Auch bei den Wareneinsätzen ist eine differenzierte Entwicklung zu beobachten. Im Getränkebereich kommt es 2024 zu spürbaren Kostensteigerungen, die sich unmittelbar in sinkenden Netto-Rohaufschlägen niederschlagen. Die Küchenumsätze hingegen konnten im Schnitt um zwei bis drei Prozent zulegen, was insbesondere durch gezielte Preisanpassungen ermöglicht wurde. Diese haben die gestiegenen Einkaufspreise im Küchenbereich gut aufgefangen. Dennoch bleiben die Rohaufschläge im F&B-Bereich insgesamt unter Druck – vor allem in Betrieben mit hohem Getränkeanteil am Umsatz.
Mitarbeiter: Kosten steigen stärker als der Umsatz
Der größte Kostentreiber bleibt auch 2024 der Personaleinsatz. Die Mitarbeiterkosten sind im Jahresvergleich erneut überdurchschnittlich gestiegen – vielerorts schneller als die Umsätze. Die Steigerungsraten betragen im Schnitt 6 bis 8 Prozent. Dies ist vor allem auf höhere kollektivvertragliche Mindestgehälter, steigende Lohnnebenkosten sowie eine reduzierte Vollzeitauslastung aufgrund neuer Arbeitszeitmodelle zurückzuführen. Besonders betroffen sind Betriebe mit hoher Serviceintensität und einem hohen Anteil an Stammgästen, die eine individuelle Betreuung erwarten.
Sachkosten: Leicht rückläufige Energiepreise, stabile Marketingbudgets, steigende Provisionen
Auf der Kostenseite zeigt sich ein gemischtes Bild. Während die Energiekosten 2024 erstmals seit Jahren rückläufig sind und die Marketingbudgets im Branchenschnitt stabil bleiben, sorgen vorwiegend steigende Provisionsaufwände durch Kreditkartenkommissionen für zunehmenden finanziellen Druck – besonders für kleinere Betriebe.
GOP-Entwicklung: Leichtes Plus, aber Marge bleibt schwach
In absoluten Zahlen konnten viele Ferienhotels ihren Gross Operating Profit (GOP) im Vergleich zum Vorjahr leicht steigern. Die GOP-Marge bleibt jedoch weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau – ein klares Signal für die anhaltend belastete Kostenstruktur.
Fazit: Robuste Entwicklung mit deutlichen Unterschieden bei den 12 Betriebstypen
Die Ferienhotellerie zeigt sich auch 2024 widerstandsfähig, bleibt aber unter Ergebnisdruck. Trotz der Krisen gibt es tendenziell eine leichte Steigerung zum Vorjahr – dennoch bleibt die Branche weiterhin unterhalb der Werte von 2019. Besonders auffällig ist die zunehmende Spreizung zwischen den Betriebstypen. Während einige Betriebe mit Zusatzangeboten wie Familienhotels und Wellnesshotels von einer positiven Entwicklung profitieren, zeigen kleinere Betriebe und Pensionen teils eine stagnierende oder sogar rückläufige Performance.
(Kohl & Partner/SAHO)