Auf Urlaub beim Diktator?
„Land der guten Manieren“ – so will Nordkoreas Diktator das Land präsentieren, schreibt die Tageszeitung „Heute“ in einem Artikel. Auf der Webseite des heimischen Tourismusbüros kann man eine virtuelle Tour durch die „Democratic People’s Republic of Korea“ machen. Die Touristiker bewerben auf der Seite zum Beispiel das Kriegsmuseum oder die U-Bahn. Auch die Skiresorts „muss man gesehen haben“. Natürlich wird auch auf den heiligen Berg Mount Paektu verwiesen. Dort soll der einstige Staatsführer Kim Jong Il in einer Hütte zur Welt gekommen sein.
Das Ziel ist klar definiert: Bis 2020 will man in Nordkorea jährlich zwei Millionen Touristen beherbergen. Bislang geht man von rund 100.000 Reisenden pro Jahr aus, davon ungefähr 5.000 aus Europa und Nordamerika. Der Tourismussektor existiert schon seit 1953. Dass man bislang kein Urlaubsmagnet wurde, daran sollen die USA schuld sein. Sie hätten das Aufblühen der Tourismusbranche verhindert. Kim Jong Un würde das aber nun ändern.
Schweizer Vorbild
Für das Umdenken sei laut „Heute“ aber jemand ganz anderer verantwortlich: Der Schweizer Reiseunternehmer Stephan Römer ist auf Asien spezialisiert. Nun ist sein Unternehmen „tourasia“ das erste weltweit, welches einen Urlaub in Nordkorea anbietet. Bereits seit dem Jahr 2000 führe er Gespräche mit Vertretern der kommunistischen Diktatur: „Mein Fazit war, dass die absolut keine Ahnung hatten, wie man touristische Angebote aufbaut.“ Eine Delegation besuchte Römer in der Schweiz und bombardierte diesen mit unzähligen Fragen zum Tourismus. Sie wollten das Schweizer Konzept kopieren und auf Nordkorea anwenden.
In jedem Fall sollte man als Tourist in Nordkorea eine gewisse Vorsicht walten lassen. Der US-Student Otto Warmbier hatte aus einer Laune heraus 2016 ein politisches Propagandaplakat in einem Hotel stehlen wollen, wurde dafür zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt und ist nach etwas über einem Jahr Haft unter ungeklärten Umständen gestorben. (Heute/CK)