Camping erlebt ein Revival
2016 verbuchte die Schweizer Camping-Branche 2.768.208 Nächtigungen – ein Zuwachs von 4,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie eine Auswertung von Camping.info zeigt. Auch der Schweizer Marktführer TCS Camping verzeichnete im vergangenen Jahr eine Steigerung des Bruttoumsatzes um 4,1 Prozent auf 21,1 Millionen Franken. Die Logiernächte nahmen um 7 Prozent auf rund 512.000 zu, wie Mediensprecher David Venetz in „20 Minuten“ erklärt. Dabei seien vor allem luxuriöse Angebote wie Nostalgiewagen, Tipis oder Safarizelte restlos ausgebucht gewesen.
Am beliebtesten seien Campingferien mit rund 659.000 Übernachtungen im Tessin, gefolgt vom Wallis (350.000) und dem Berner Oberland (314.000). Danach folgen Graubünden (276.000) und die Region Vierwaldstättersee (246.000). Schlusslicht seien der Aargau (33.000) sowie die Region Basel (10.000). Besonders hohe Zuwächse verzeichnete man in der Region Zürich mit einem Plus von 25 Prozent auf rund 140.000 Übernachtungen.
Alternative Ferienart für kleines Budget
Urs Wagenseil, Touristik-Experte an der Hochschule Luzern, sieht laut dem Bericht mehrere mögliche Gründe für die wachsende Beliebtheit des Campings. Erstens sei Camping eine alternative Ferienart für Familien und jüngere Gruppen mit kleinerem Budget, das dennoch hohen Erlebniswert biete, zweitens würden gewisse Schweizer Gäste aufgrund der Sicherheitslage in vielen Ländern ihre Ferien wieder einmal im Inland verbringen, drittens hätten die Camping-Betreiber in den letzten Jahren in Produktverbesserung und in ihr Marketing investiert und viertens stünden derzeit allgemein naturorientierte Ferien hoch im Kurs.
Den letzten Punkt bestätigt auch Schweiz Tourismus. Sprecher André Aschwanden erklärt, dass die Marketingorganisation in ihrer diesjährigen Sommerkampagne deshalb auf das Motto „Die Natur will dich zurück“ setzt. Ein weiterer Grund für die steigende Attraktivität der Campingplätze sei laut Thorsten Merkle, Leiter des Bachelor-Studiengangs Tourismus an der HTW in Chur, dass die Infrastruktur auf vielen Campingplätzen in den letzten Jahren modernisiert und verbessert wurde.
Billigflüge als Konkurrenz zum Campingplatz
Doch wieso ging in den Jahren zuvor die Anzahl der Übernachtungen auf Camping-Plätzen überhaupt zurück? Laut Wolfgang Bosshardt, Präsident des Verbands Schweizerischer Campings, war dafür vor allem das Aufkommen von Billigflügen verantwortlich. „Plötzlich konnten fast alle Schweizer es sich leisten, in den Ferien weit weg zu fliegen.“ Nun habe sich der Trend glücklicherweise wieder umgekehrt.
Campingferien seien für den gesamten Schweizer Tourismus ein wichtiges Standbein, wie „20 Minuten“ weiter ausführt. Rund 5,5 Prozent der Übernachtungen des Jahres 2016 gingen auf das Konto der 406 in der Schweiz befindlichen Campingplätze. Campinggäste verweilten im Schnitt 2,9 Tage und damit etwas länger als der durchschnittliche Gast, der 2,3 Tage an einem Ort verbringe. (20 Minuten/CK)