Durchwachsenes Pfingsten für die Tourismusbranche
Pfingsten ist in den Regionen Deutschlands unterschiedlich ausgefallen, wie Tourismusbehörden berichteten. Seit Samstag dürfen etwa Hotels und andere Beherbergungsbetriebe in Bayern wieder touristische Übernachtungen anbieten. Auch die Seenschifffahrt und die Seilbahnen nahmen wieder ihren Betrieb auf. Das Angebot wurde von Bayerns Urlaubern und Ausflüglern an dem Wochenende allerdings noch zögerlich angenommen. So war zum Beispiel rund um den Chiemsee von einem Ansturm nichts zu spüren. „Wir haben ja auch kein Badewetter“, sagte ein Sprecher der dortigen Tourismusbranche. Besucher genossen zwar die Außengastronomie, ansonsten aber blieb es sehr ruhig. „Es war eben ein normaler Tag“, sagte der Sprecher.
„Das komplette Allgäu ist voll“
Am Montag verschärfte sich die Situation jedoch zumindest im Allgäu: „Das komplette Allgäu ist voll, übervoll, von Füssen bis Lindau“, sagte ein Polizeisprecher . Massenhaft strömten dort die Ausflügler am Nachmittag bei traumhaftem Wetter Richtung Berge und Seen. Dabei stellten sie ihre Autos ab, wo es ihnen gerade passte. Die Polizei kam mit dem Verteilen von Strafzetteln kaum nach.
Noch viel Luft nach oben sieht bei den Besucherzahlen auch die Bayerische Zugspitzbahn in Garmisch-Partenkirchen. Nach einem sehr mäßigen Beginn am Samstag trauten sich am Pfingstsonntag immerhin 700 Menschen auf Deutschlands höchsten Berg (2962 Meter). „Der große Ansturm blieb aus“, resümierte der Betreiber, der die Kapazität auch unter den Corona-Einschränkungen bei etwa 2500 Besuchern pro Tag sieht. An einem guten Besuchertag – ohne Einschränkungen – zieht es fast 5000 Menschen auf die Zugspitze.
Auf den Straßen Bayerns war es auch am Montag „unter dem Strich sehr ruhig“, wie die Polizei Oberbayern mitteilte. „Kein Vergleich zum letzten Jahr.“
Gemischte Stimmung in Baden-Württemberg
Durchwachsen verlief Pfingsten auch im Nachbarland Baden-Württemberg. So hieß es etwa von Christian Willam, der einen Campingplatz in Allensbach am Bodensee in Baden-Württemberg betreibt „Wir sind ausgebucht“. Er zog am Montag eine sehr positive Bilanz. Die meisten Gäste hielten sich problemlos an die Regeln zur Vermeidung der Ausbreitung des Coronavirus.
Dagegen hatte Elisabeth Off, die Geschäftsführerin des See Hotels Off in Meersburg (Bodenseekreis), mit mehr Gästen gerechnet. Das Haus sei Pfingsten etwa zu einem Viertel belegt gewesen, überwiegend mit Stammgästen. „Es geht langsam los“, sagte sie. In ein bis zwei Wochen rechne sie mit deutlich mehr Buchungen. Ähnlich zeigte sich die Lage im Hotel Meschenmoser in Langenargen (Bodenseekreis). Hier lief das Geschäft erst langsam an. Besonders ältere Gäste seien mit Buchungen noch zurückhaltend, sagte Silvia Meschenmoser. Noch fehle auch die Möglichkeit, den Urlaub am Bodensee mit Ausflügen nach Österreich und in die Schweiz zu verbinden. Eine höhere Nachfrage zeichne sich für den Sommer ab, sagte sie.
Öffnung von Hotelbäder und Wellnessbereichen geplant
Tourismusminister Guido Wolf (CDU) sprach von einem ordentlichen Start ohne Euphorie. Der schon während der vergangenen Wochen sichtbare Trend zum naturbezogenen Tagesausflugstourismus setze sich fort. „Wo ich selbst unterwegs war, war ich sehr angetan davon, wie die Menschen mit der Einhaltung von Abstandsregeln umgehen.“ Es sei ein hohes Maß an Vorsicht erkennbar. Unternehmern in Hotellerie und Gastronomie sei bewusst, dass sie die Verluste der Corona-Krise in dieser Saison nicht aufholen können, sagte der Minister. Nach einem verhaltenen Start am Freitag sei in den Hotels an vielen Orten eine Belegung von 50 Prozent erreicht worden. Damit könne das Geschäft noch nicht nachhaltig betrieben werden.
Wolf kündigte an, dass die Schwimmbäder und Wellnessbereiche der Hotels in Baden-Württemberg vom kommenden Wochenende an wieder öffnen dürfen. „Die Hotellerie wartet sehnlichst auf die Möglichkeit, ihre Hotelbäder und -wellnessbereiche öffnen zu können.“ Das werde den Unternehmen einen enormen Auftrieb geben. „Das ist ganz entscheidend für das Buchungsverhalten der Gäste“, sagte Wolf. Der Verordnungsentwurf liege bereits vor.
Großer Andrang an der Nordseeküste
Gut besucht war unterdessen die niedersächsische Nordseeküste. In Cuxhaven habe es eine große Nachfrage nach Ferienwohnungen und Stellplätzen für Wohnmobile gegeben, sagte Wolf-Dieter Schink, Geschäftsführer der Cux-Tourismus GmbH am Montag. Der Andrang sei in diesem Jahr wegen der vorherigen Corona-Reisebeschränkungen besonders hoch gewesen. Darunter seien auch viele Tagesgäste gewesen. Etliche Besitzer von Wohnmobilen hätten Probleme gehabt, noch einen Stellplatz zu finden. Auch auf Norderney spazierten viele Menschen am Strand entlang. In den engen Straßen der Stadt sei es manchmal schon schwierig gewesen, die Abstandsregeln einzuhalten, erklärte ein Polizeisprecher am Montag. Mitarbeiter des Ordnungsamtes seien deshalb auch am Wochenende unterwegs gewesen.
Erfreulicher Tourismusstart in Mecklenburg-Vorpommern
Weil in Mecklenburg-Vorpommern die Hotels nur 60 Prozent ihrer Betten belegen dürfen, hielt sich der Andrang auf den Zufahrtsstraßen in Grenzen. Die Polizei berichtete am Wochenende von ruhigem Reiseverkehr ohne Staus. Der Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, Tobias Woitendorf, zog am Montag eine positive Bilanz. Er sei erleichtert, sagte Woitendorf der Deutschen Presse-Agentur. „Die Nachfrage ist in Reisen umgesetzt worden.“ Die meisten gewerblichen Betriebe seien bei den erlaubten 60 Prozent Bettenbelegung angekommen, nur wenige hätten wegen der Unsicherheit darunter gelegen.
Rund 300.000 Gäste waren laut Woitendorf zu Pfingsten im Land. Die Corona-Regeln seien im Großen und Ganzen eingehalten und akzeptiert worden. Mitunter sei es in Restaurants schwierig gewesen, wenn der Andrang groß und keine Plätze frei gewesen seien. „Das waren aber Einzelfälle.“ An den Stränden habe der kräftige Wind dafür gesorgt, dass es nicht zu eng geworden sei. Auch der Sprecher des Campingverbandes, Gerd Scharmberg, zog eine positive Bilanz. „Wir haben ein wirklich gutes Pfingstgeschäft erleben dürfen“, sagte er. Die Nachfrage sei enorm gewesen. Einige Camper hätten abgewiesen werden müssen. Auch die Campingplätze müssen bislang ihre Stellplätze wegen Corona reduzieren.
(dpa/lby/lsw/lni/mv/KP)