Koch und Kellner als Mangelberufe?
Für eine funktionierende Tourismuswirtschaft seien entsprechende Fachkräfte unerlässlich. Die gebe es am Arbeitsmarkt aber nicht zu finden. In Vorarlberg standen laut Rüdisser 2016 im Durchschnitt 143 arbeitslos vorgemerkten Köchen etwa 416 offene Stellen gegenüber, heißt es in einem Schreiben an Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Sozialminister Alois Stöger.
Bei Kellnern sei das Bild ähnlich: 279 Personen dieser Berufsgruppe waren arbeitslos, gemeldet waren 576 offene Stellen. „Im schlimmsten Fall kann das zur Schließung des Betriebs und Freisetzung von Personal in anderen Bereichen führen“, argumentierte der Tourismuslandesrat und plädierte an den Bund, dem drohenden Schaden bestmöglich entgegenzuwirken.
Eine klare Absage hat die Gewerkschaft vida dem Vorschlag von Rüdisser erteilt. „Die Branche ist aufgefordert, ihre Hausübungen zu machen und so die Probleme zu lösen“, kritisierte Gewerkschafter Berend Tusch. Köche und Kellner hätten nichts auf der Liste der Mangelberufe verloren, betonte der Vorsitzende des Fachbereichs Tourismus bei vida. Nur durch ordentliche Arbeitsbedingungen und Ausbildung sowie die Einhaltung der Arbeitszeitgrenzen könne dem Fachkräftemangel in Österreich wirksam etwas entgegengesetzt werden, zeigte sich Tusch überzeugt. „Der Ruf nach billigen Arbeitskräften wird das Problem nicht lösen“, setzte der Gewerkschafter in Richtung Vorarlberg nach.
Hintergrund der Forderung des Vorarlberger Landesrates ist ein deutliches West-Ost-Gefälle bei den im Tourismus wichtigen Berufen Koch und Kellner. In Wien liegt laut der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer die Stellenandrangsziffer für Gaststättenköche bei 4,5, in Tirol bei 0,6. Für die Aufnahme in die Mangelberufsliste (mit welcher der Erhalt einer Rot-Weiß-Rot-Karte und somit einer zwölfmonatigen Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis bei einem bestimmten Arbeitgeber für Angehörige von EU-Drittstaaten möglich wäre) ist allerdings der österreichweite Durchschnitt bei der Stellenandrangsziffer entscheidend. Die Kammer wünscht sich hier eine regionale Betrachtung, etwa nach Bundesländern.