„Muslime-Knigge“

Schweiz: Warum die Gemeinde Interlaken bei Moslems so beliebt ist

Kochmütze mit arabischer Schrift
In der Gemeinde Interlaken gibt es auf dem Brienzersee extra Grillausflüge für muslimische Touristen. (© goodzone95 / fotolia)
Im schweizerischen Interlaken haben sich Gastronomie und Hotellerie perfekt auf muslimische Touristen eingestellt – trotz Burka-Streit und Minarett-Verbot. Die Touristen goutieren die „Muslime-Knigge“ der Hotels mit immer mehr Besuchen.
Mittwoch, 26.07.2017, 10:53 Uhr, Autor: Felix Lauther

Egal ob Ausflugsdampfer, Hotel oder Restaurant: Die schweizer Gemeinde Interlaken setzt voll auf die Bewirtung muslimischer Gäste. So lädt ein Schild mit der Aufschrift „Halal Barbecue Cruise“ an Bord eines Ausflugsschiffes explizit muslimische Touristen zu einer Grillausfahrt auf den Brienzersee ein. In und um Interlaken hat sich das Gastgewerbe Schritt für Schritt den muslimischen Sitten und Gebräuchen angepasst. Eine ganze „Halal-Wertschöpfungskette“ habe sich dort bereits etabliert, wie Welt.de schreibt.

Hotels führen Muslim-Knigge ein
Das Hotel „Palace“ bereitet die Gerichte im Restaurant nach islamischen Speisevorschriften, also „halal“, zu. Nicht ohne Hintergedanken: Durch die Service-Orientierung „Richtung Mekka“ hat das Haus das Aufkommen arabischer Gäste seit dem Jahr 2000 um 400 Prozent steigern können, wie Welt.de weiter schreibt. Balsam für die geschundene Seele der schweizer Tourismusindustrie, die aufgrund des starken Frankens und ihrem hochpreisigen Image nicht bei allen europäischen Gästen beliebt ist.

Der Umgang mit dem Islam und der offen zur Schau getragenen Religiosität gefällt aber nicht allen Schweizern. Seit geraumer Zeit diskutieren die Eidgenossen vehement über Burkas, Niqabs und Minarette. Im Kanton Tessin ist es Frauen z. B. untersagt, eine Burka in der Öffentlichkeit zu tragen. Eine schweizweite Abstimmung über ein Verbot des traditionellen Gewands steht noch aus.

In Interlaken ist man gegenüber anderen Teilen der Schweiz jedoch liberaler. Die Reiseleiterin Julie Paterson bietet von Ägypten aus, Frauenreisen nach Interlaken an.

Hotelpersonal muss geschult werden
Mit „Halal-Speisen“ alleine lockt das Gastgewerbe aber keine Araber hinterm Ofen vor. Das Personal der gastronomischen Betriebe und der Hotels muss auch geschult werden, um muslimischen Gästen mit der notwendigen Höflichkeit, angepassten Umgangsformen und der herzlichen Offenheit begegnen zu können. Das „Swissotel Zürich“ hat dahingehend eine extra „Muslime-Knigge“ ausgearbeitet, wie Welt.de weiter berichtet.

Auch die Züricher Luxushotels „Baur au Lac“, „Park Hyatt“ oder das „Radisson Blu“ bieten mehrere islamgerechte Dienstleistungen in ihren Häusern an. Hotelleriesuisse – der Unternehmerverband der Schweizer Hotellerie – hat gemeinsam mit Schweiz Tourismus diesbezüglich eine Broschüre mit dem Titel „Gäste aus den Golfstaaten“ herausgegeben, die in einigen der Hotels an der Rezeption ausliegt. (Welt.de / FL)

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