Umweltinitiative

„Stoppt die Plastikflut“

Meer aus blauen Plastiktüten geht in einen Sandstrand über
In der WWF-Studie „Stoppt die Plastikflut“ werden die zehn effektivsten Maßnahmen zur Vermeidung von Plastikmüll in der Tourismusbranche dargelegt. (Foto: ©obs/Wikinger Reisen GmbH; bebroproduction/stock.adobe.com)
WWF hat in Kooperation mit Wikinger Reisen eine Studie zur Plastikvermeidung im Tourismussektor herausgegeben – und nennt darin zehn konkrete Maßnahmen.
Donnerstag, 05.12.2019, 14:06 Uhr, Autor: Kristina Presser

WWF hat zusammen mit Wikinger Reisen die aktuelle Studie „Stoppt die Plastikflut“ herausgegeben. Darin nenne die beiden Unternehmen die zehn wirkungsvollsten Maßnahmen, mit denen sich Plastikmüll im Hotelbetrieb vermeiden lässt und die Tourismusbranche einen konkreten Beitrag gegen die Umweltverschmutzung leisten kann. Hintergrund sind die jährlich anfallenden 310 Millionen Tonnen Plastikmüll, der vor allem auch die Meere, Strände und Küstengebiete stark belastet. An Mittelmeerstränden hätte sich das Problem, laut WWF, im Sommer um 30 Prozent verstärkt.

Die identifizierten Maßnahmen lassen sich von Hotels jeder Nationalität, Größe und Führung umsetzen. Kurzgefasst heißt die Formen für eine praktikable, umfassende und effektive Strategie zur Vermeidung von Plastikmüll: „vermeiden, wiederverwenden und recyceln“ („Reduce – reuse – recycle“).

Die Top 10 Maßnahmen zur Plastikmüllvermeidung

  1. Monitoring und Erfassen aller verbrauchten Einwegprodukte und Verpackungen und deren Abfallmengen
  2. Mülltrennung und -sammlung erfolgt nach den regional verfügbaren Fraktionen
  3. Reduktion von Einwegverpackungen
  4. Reduktion von Einwegprodukten aus Kunststoff
  5. Wiederverwendbare Mehrweggebinde bei Getränken
  6. Trinkwasser zur Verfügung stellen und entsprechende Gästekommunikation
  7. Vermeidung von Einwegverpackungen beim Einkauf und im Beschaffungsprozess
  8. Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
  9. Information und Einbindung der Gäste
  10. Überbetrieblicher Einfluss und Kooperationen in der Region

Zur Studie: hier.

Zu den wirksamsten Stellschrauben zählen demnach, laut Studie, eine Abfallinventur aller verbrauchten Einwegprodukte und Verpackungen, das Einsparen von Einwegverpackungen und Produkten sowohl im Beschaffungsprozess als auch im Hotelbetrieb, Trinkwasserspender oder Wasseraufbereitung anstelle von Plastikflaschen, sowie eine Mülltrennung, die ein optimales Recycling im Rahmen der regionalen Infrastruktur ermöglich.

Außerdem appelliert WWF dafür, Allianzen zu suchen. Im Schulterschluss mit gleichgesinnten Hotels, Reiseveranstaltern und Interessenvertretern in der Region können die kommunale Abfallinfrastruktur beeinflusst sowie das Angebot der Lieferanten verbessert werden.

„Einwegprodukte aus Holz oder Papier verringern nicht das Müllaufkommen“

Gleichzeitig sollten Hoteliers ihre Mitarbeiter und Gäste über die Bemühungen zur Plastikvermeidung aufklären und einbinden. Denn auch die Erwartungen der Touristen können Hindernisse darstellen, etwa wenn portionierte Butter oder Marmelade als besonders hygienisch oder bereitgestellte Shampoofläschchen am Waschbecken als luxuriös empfunden werden. Auch das Vorgehen vieler Hotels, Einwegplastik durch Wegwerfprodukte aus anderen Materialien zu ersetzen, führe oftmals in die falsche Richtung, erklärt Martina von Münchhausen, Tourismusexpertin beim WWF Deutschland: „Einwegprodukte aus Holz oder Papier haben nicht per se eine bessere Ökobilanz und verringern nicht das Müllaufkommen. Biokunststoffe lassen sich im Normalbetrieb nicht immer recyclen, werden in Kompostwerken oft aussortiert und landen dann in der Verbrennung oder Deponie. Am wirksamsten sind Vermeidung und Mehrwegalternativen.“

Viele Zertifizierungsprogramme für nachhaltigen Tourismus lassen das Thema Plastikvermeidung außen vor bzw. behandeln es zu unspezifisch. Der Bericht nennt daher Maßnahmen zur Vermeidung von Plastikmüll, die – nach Ansicht von WWF und Wikinger Reisen – als Mindestanforderungen in keinem Kriterienkatalogen fehlen sollten.

Grundlage der Studie

Für einen exemplarischen Praxis-Check befragte der WWF 13 kleine und große Hotels in Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien. Das Ergebnis zeigt: Der Hotelsektor ist durchaus zum Handeln bereit. Meist kämpfen die Hotels jedoch mit der Umsetzung. Hohe Kosten etwa für Wasseraufbereitungsanlagen, unzureichende Angebote und fehlende Lieferanten, festgefahrene Gästeerwartungen, mangelnde Kenntnisse über umweltfreundliche Alternativen und die Lücken im Abfallmanagement der Urlaubsregion gehören dazu. Wikinger Reisen finanzierte die Studie.

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