Streit in Österreich: Sind die Tiroler „Gäste zweiter Klasse“?
Arbeiterkammerpräsident Erwin Zangerl (Volkspartei) bricht nicht nur eine Lanze für die Tiroler Bevölkerung, sondern auch eine emotionale Diskussion vom Zaun. Er ist der Meinung, dass die Tiroler im Tourismus häufig als „Gäste zweiter Klasse“ behandelt werden. Das lassen der Chef des Verbands der Tourismusverbände, Alfons Part, sowie der Leiter der Tiroler Tourismusabteilung, Gerhard Föger, nicht auf sich sitzen, wie die Tiroler Tageszeitung berichtet. „Wer solche Behauptungen in den Raum stellt, betreibt billige Polemik auf dem Rücken einer Branche“, sagt Parth auf Nachfrage der Zeitung.
Franz Hörl, Chef der Seilbahner und Wirtschaftsbundobmann, kann die Aufregung auch nicht verstehen. Zangerls Widersacher erklären, dass die Einnahmen aus dem Tourismus in den Ausbau der Tiroler Infrastruktur gesteckt würden, von denen die Einheimischen wie auch die ausländischen Touristen gleichermaßen profitierten. „Ohne diese Einnahmen wäre ein so facettenreiches Freizeitangebot in Tirol undenkbar“, erklärt Franz Hörl gegenüber der Tiroler Zeitung. Ohne die Verbände sei eine wirtschaftlich erfolgreiche Tourismusarbeit kaum möglich, weil die Gemeinden und privaten Unternehmer immer weniger in den Tiroler Tourismus investierten. Ein Beispiel macht die Dramatik in der Region deutlich: Ohne den Rettungsschirm des „Tourismusverbandes Innsbruck und seine Feriendörfer“ wäre das 2011 Projekt „Skigebiet Mutteralm“ z. B. gestorben.
Tiroler sind „keine Gäste zweiter Klasse“
Im Jahr 2013 erwirtschafteten alle 34 Tourismusverbände Tirols 142,8 Millionen Euro aus Pflichtbeiträgen und Aufenthaltsabgaben. 35,4 Millionen Euro davon flossen in die Freizeitinfrastruktur. Laut Hörl, müsse Zangerl registrieren, dass es viele Vergünstigungen wie Freizeittickets gibt, die den Einheimischen Zugang zu den Erholungs- und Freizeiteinrichtungen gewähren. Man könne also nicht von einer „zweiten Klasse“ sprechen.
Josef Falkner, Präsident der Tiroler Tourismusvereinigung, lässt auch kein gutes Har an Erwin Zangerl: „Wir brauchen keine Hetzer, sondern echte Sozialpartner, mit denen man all die anstehenden Probleme gemeinsam für unsere Menschen lösen kann“, betont er gegenüber der Tiroler Zeitung. (Tiroler Zeitung / fl)