Sonntagsöffnung

Tourismuszonen in Wien gefordert

Der Kohlmarkt in Wien im Winter
Gerade zur Weihnachtszeit drängen sich zahllose Touristen auch sonntags durch die Wiener Einkaufsstraßen – und stehen vor geschlossenen Geschäften. (© WienTourismus/Christian Stemper)
ÖVP-Appell an Bürgermeister Ludwig, Tourismuszonen zuzulassen. Die aktuelle Regelung sei ein „regelrechtes Amazon-Förderungsprogramm“ und stoße bei Touristen oft auf Unverständnis.
Donnerstag, 13.12.2018, 11:59 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Und täglich grüßt das Murmeltier: Seit mittlerweile Jahrzehnten verlangen Tourismusverantwortliche und manche Politiker, dass auch in Wien Tourismuszonen umgesetzt werden, in denen dann – so wie in anderen tourismusrelevanten Gemeinden Österreichs auch – Geschäfte an Sonntagen öffnen dürfen. Und ebenso regelmäßig scheiterten diese Vorstöße bislang an SPÖ-Bürgermeister Häupl.

Jetzt versucht die ÖVP beim neuen Bürgermeister Michael Ludwig erneut ihr Glück. „Wien hat als einziges Bundesland Österreichs keine Tourismuszonen. Dabei ist gerade Wien in der Vorweihnachtszeit voll von tausenden Touristen, denen es am Sonntag verwehrt ist, hier Geld auszugeben und damit Arbeitsplätze und Steuereinnahmen zu schaffen. Die Menschen weichen ins Internet oder nach Bratislava aus. Das ist ein regelrechtes Amazon-Förderungsprogramm“, so Landesparteiobmann Gernot Blümel jüngst im Zuge einer Pressekonferenz.

Wettbewerbsnachteil
Von einem „Wettbewerbsnachteil für unsere Wirtschaft“ sprach auch Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. „Derzeit fließt Kaufkraft ab: In Nachbarregionen und in den Onlinehandel“, so die Ministerin. Es gehe dabei jedoch nicht um eine generelle Ausweitung der Öffnungszeiten oder eine generelle Sonntagsöffnung. „Was wir möchten, ist die Möglichkeit der Sonntagsöffnung der Geschäfte in touristischen Hochburgen, wie etwa rund um Schönbrunn“, erklärt Schramböck. Gerade für sie als Tirolerin sei es eine Selbstverständlichkeit, dass Geschäfte in von Touristen gut besuchten Gegenden am Sonntag geöffnet haben. „Dass gerade die Bundeshauptstadt hier ein gallischen Dorf ist, gilt es zu ändern“, forderte Schramböck.

Während jeder noch so kleine österreichische Ski- und Tourismusort eine Tourismuszone habe, gebe es in Wien keine einzige. Auch im europäischen Vergleich mit Bratislava, Berlin, Stockholm, Rom, Madrid, Prag sowie Paris und London hinke Wien hinterher. Die Verantwortung dafür liege bei der rot-grünen Stadtregierung. „Eine Unterschrift des Bürgermeisters würde genügen und Wien hätte ebenfalls Tourismuszonen“, so Blümel, der mit seinen Forderungen Unterstützung u.a. auch von Seiten der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) erhält. Wenig überraschend kommt dafür reflexhafte Ablehnung von Seiten der Gewerkschaft. Tourismuszonen für Wien seien unnötig und würden dem Wien-Image schaden, meint man etwa bei der Fraktion christlicher Gewerkschafter. „Es ist unverantwortlich, die ganze Branche wegen der Wünsche einiger weniger Geschäftsmacher in Geiselhaft nehmen“, erklärte Landesvorsitzender Andreas Gollner.

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