Großes Minus

Wien mit über 70 Prozent weniger Nächtigungen im März

Zentrale der Österreichischen Postsparkasse
Leere Straßen und Plätze in Wien – die Coronakrise wird den Städtetourismus vermutlich noch länger hart treffen. (© Österreich Werbung / Julius Silver)
Der Shutdown wirkt sich drastisch auf den Tourismus in Wien aus: Die Übernachtungen sind im März um 72,5 Prozent zurückgegangen. Für das erste Quartal 2020 bedeutet dies ein Minus von 23 Prozent.
Dienstag, 21.04.2020, 12:02 Uhr, Autor: Clemens Kriegelstein

Nach vielen erfolgreichen Jahren ist die Wiener Tourismusbranche im März 2020 erstmals mit massiven Rückgängen konfrontiert. Wiens Beherbergungsbetriebe registrierten bedingt durch den Shutdown im März 353.000 Übernachtungen – um 72,5 Prozent weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Alle Herkunftsmärkte verzeichneten Rückgänge, besonders stark betroffen waren Italien (8.000 Nächtigungen, -90%) und China (2.000, -92%). Die durchschnittliche Auslastung der Hotelbetten im März 2020 sank auf 17,2 Prozent (03/2019: 55,5%), jene der Zimmer auf rund 22 Prozent (03/2019: rund 72%). In der Periode Jänner bis März 2020 wurden 2.506.000 Nächtigungen gezählt, um 23 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2019. Die Hotelbetten waren in dieser Zeit zu 37,6 Prozent (1-3/2019: 48,2%) ausgelastet, die Zimmerauslastung betrug rund 49 Prozent (1-3/2019: rund 62%). Der Netto-Nächtigungsumsatz der Wiener Beherbergungsbetriebe ist bisher bis Februar ausgewertet. Dieser stieg in den ersten beiden Jahresmonaten um 8,8 Prozent auf 109.637.000 €. Die Nächtigungen wuchsen in diesem Zeitraum noch um 9,3 Prozent auf 2.153.000.

Lösung für Austrian Airlines nötig

Wie sich der Tourismus in Wien in den kommenden Monaten entwickeln wird, hängt stark davon ab, wann erste Grenzen wieder geöffnet werden können. Im Gesamtjahr 2019 verzeichnete Wien 17,6 Millionen Nächtigungen, 83 Prozent davon stammten aus dem Ausland. „Gäste aus dem Inland allein werden die Hotelbetten in Wien nicht füllen können. 2020 wird ein hartes Jahr für den Städtetourismus und seine Ganzjahresbetriebe. Wir rechnen erst für 2021 mit einer spürbaren Erholung“, berichtet Wiens Tourismusdirektor Norbert Kettner. Umso wichtiger sei es jetzt, gute Fluganbindungen für die Zukunft sicherzustellen. „Drei Viertel der Kongressteilnehmer und knapp die Hälfte der Freizeitgäste reisen auf dem Luftweg an. Ein enges Netz an Direktflügen ist die Voraussetzung für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort. Unbedingt notwendig ist aus meiner Sicht daher, eine Lösung für den Home Carrier Austrian Airlines zu finden“, setzt sich Norbert Kettner für die Rettung der heimischen Fluglinie ein.

Rechtssicherheit für Veranstalter im Kultur-, Kongress- und Sportbereich

Eine wichtige Säule im Städtetourismus seien zudem Veranstaltungen, die noch bis mindestens Ende August massiv eingeschränkt sind. „Dass in den kommenden Monaten keine großen Events stattfinden dürfen, trifft die Bereiche Kultur, Tagungen sowie Sport und damit die gesamte Visitor Economy in Wien hart. Ich appelliere an die zuständigen Politiker, die noch offenen Fragen im europäischen Gleichklang zu klären, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Die Veranstalter brauchen möglichst bald Rechtssicherheit und damit Planbarkeit“, so Kettner.

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