Frutti di Mare
Oktopus- und Fischhäppchen in der Tüte to go. Foto: Patryk_Kosmider via Getty Images

Streetfood-Orgie auf dem Mercato di Ballarò

Auf dem Ballarò-Markt genießen wir einen absoluten Streetfood-Klassiker auf einem weißen Einweg-Plastikteller: gekochte Oktopus-Häppchen, deren Frische einzigartig schmeckt, mit nichts als Olivenöl und Zitrone. Köstlich speisen kann so einfach sein! Das gilt auch für „Frittura di pesce“, eine To-Go-Spitztüte mit verschiedenen grätenfreien Fischhappen zum Naschen für unterwegs. Oder Panini mit Panelle, das sind flache, knusprige Kichererbsen-Platten, dazu frittierte Käse-Kartoffel-Bällchen und auch hier ein paar Spritzer Zitrone – ein vegeta­rischer Traum zum Unterwegs-Reinbeißen beim Schlendern durch Palermos enge Seitengassen. Thunfisch-Rollen, gefüllt mit einem fruchtigen Brei aus Orangen, Brotkrümeln und Mandeln, setzen der Streetfood-Orgie die Krone auf.

Eiscreme im Brioche
Eiscreme in der Brioche. Foto: Tatiana Tretyakova via Getty Images

Eiscreme im Brötchen

Wo gibt’s das allerbeste Eis? Eine freundliche Carabiniera empfiehlt „Il Signor di Carbonano“. Die Frage „Im Becher oder in der Waffel?“ erübrigt sich hier, denn der Signor serviert seine spitzenmäßige „Fior di latte“- und Pistazien-Eiscreme in einer Brioche. Ja, Sie haben ganz richtig gelesen, in einem Brötchen. Die gegen Ende des Genusses vom Eis durchweichte Brioche ist Geschmackssache, aber immerhin entsteht dadurch rein gar kein Verpackungsmüll. Denn davon hat Palermo ja bekanntermaßen nun wirklich bereits mehr als genug.

Das ewige Müllproblem

Es ist kein Klischee: Wer Palermo mit all seiner barocken Pracht genießen will, sollte eine gesunde Portion Tole­ranz gegenüber hoffnungslos überfüllten Mülltonnen mitbringen – sie prägen das Stadtbild ebenso wie das pracht­volle Teatro Massimo Vittorio Emanuele, das größte Opernhaus Italiens, oder der Elefantenbrunnen, das ikonische Wahrzeichen der Stadt. Jeder weiß, dass dieses Müllproblem neben generellen infrastrukturellen Problemen mit der Cosa Nostra zu tun hat. 

Die unregelmäßige Entsorgung hat eine lange Tradition auf Sizilien, weil die Mafia auch hier Geschäfte macht, sogar mit illegalen Mülldeponien. Ein gigantisches Problem, das schon besser geworden sein soll, aber insbesondere in der touristischen Hochsaison, wenn das Müllaufkommen steigt, unübersehbar ist.

Aperol Spritz
Foto: Imorthand via Getty Images

Happy Hour in Endlosschleife

Dass die Mafia gern überall zugegen ist, wo Gelder fließen, gilt auch für die Gastronomie. Ein üppig gefüllter Kelch mit Aperol Spritz für nur einen Euro, wie kann denn das möglich sein? In nicht wenigen Bars abseits der touristischen Flanierstraßen scheinen besonders günstige Happy Hours stattzufinden – und zwar immer. Eine Preispolitik, die unter Verdacht steht, keine Gewinne erzielen zu wollen. 

Plaudert man mit Einheimischen, den Palermitani, wird gewiss, was man ahnte: Mit diesen Locations waschen Mafiosi ihr schmutziges Geld. „La mafia è una montagna di sabbia che ti scivola tra le dita“, lautet eine bekannte Redewendung. Heißt: Die Mafia ist ein Sandberg, der dir durch die Finger gleitet. Ihre Macht und ihr Einfluss ist also überall und schwer zu fassen, das Flüchtige und schwer Greifbare liegen in ihrer Natur.

Restaurant an der Straße
Genießen kann auf Sizilien preiswert sein ‒ vorher informieren lohnt sich! Foto: graphit77 via Getty Images

Obacht bei vermeintlichen Edelrestaurants

Genießen auf Sizilien kann enorm preiswert sein – aber nicht überall. Gönnt man sich ein richtig schönes Restaurant, kommen das Ambiente, die Aussicht und die salzige Meeresbrise immer mit auf die Speisekarte, auf die rechte Seite, versteht sich. So entpuppt sich ein vermeintliches Top­restaurant in der Nähe des Doms in Palermo als hochpreisiger Convenience-Flop, was im Nachgang 90 Pro­zent der Bewertungen auf den gängigen Portalen bestätigen. Vorher informieren lohnt sich.

Die Enttäuschung wird mit einem Autista heruntergespült, der siziliani­schen, stets frisch zubereiteten In-Limonade. Waldmeisterfarben, weil aus grünlichen Mandarinen gepresst, und aufgeschäumt mit Sodapulver, auch bekannt als säurebindendes Natron oder Backpulver. Soll bei einem überstrapazierten Magen helfen.

Kleines ABC der sizilianischen Köstlichkeiten

  • Arancini: frittierte Reisbällchen, typische sizilianische Streetfood-Spezialität. Sie sind kugel- oder kegelförmig erhältlich und werden aus Risotto zubereitet, ­ge­mischt mit Ragù (Hackfleischsoße), Mozzarella, Erbsen oder vegetarischen Füllungen wie Spinat und Käse. Die Mischung wird geformt, paniert und frittiert.
  • Autista: frisch zubereitete Limonade aus grünen Mandarinen und Sodapulver. 
  • Bellini: beliebter Cocktail auf Sizilien: Champagner, Prosecco oder Sekt mit püriertem weißen Pfirsich.
  • Cassata: eines der bekanntesten Desserts der siziliani­schen Küche, es besteht aus mehreren Schichten, wird kunstvoll verziert mit kan­dierten Früchten, Zitronenschale, Schokolade, Mandeln oder Pistazien. 
  • Frittura di pesce: Mischung aus frittierten Meeresfrüchten und Fischstücken, serviert in einer Papiertüte.
  • Fior di latte: auf Sizilien beliebte Eissorte mit Milch-Sahne-Geschmack.
  • Panelle: sizilianische Spezia­lität, hergestellt aus Kichererbsenmehl. Die flachen, knusprigen Scheiben sind ein Streetfood-Renner in Palermo.
  • Sfincione: Die eckige siziliani­sche Pizza hat einen fluffigen, dicken Teig, viel Tomate und wenig Käse – nichts für Fans klassischer Pizza mit knusprigem Boden.

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