2026 Chancen-Jahr in schwierigen Zeiten
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2026 Chancen-Jahr in schwierigen Zeiten

Wie die Gastro-Branche nach vorne schaut

von Wolfgang Bublies
Montag, 03.11.2025
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Die Branche steht unbestritten unter Druck: Steigende Energiekosten, hohe Warenpreise, Fachkräftemangel und zunehmende Bürokratie sind Herausforderungen, die uns tagtäglich begleiten. Dennoch glauben wir, dass wir in der Gastronomie genau jetzt die Chance haben, uns neu zu definieren.“ Das jedenfalls sagen Felix Schneider und Florian Bailey vom u. a. mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant etz in Nürnberg – etz steht für „Jetzt“ auf fränkisch. Ihrer Ansicht nach reicht es nicht, einfach mal zwei Gerichte auf der Karte zu ändern. Auch das Festhalten an alten Gewohnheiten wie „Nur Barzahlung“ gehört der Vergangenheit an: „Die Gäste erwarten zeitgemäße, offene, wertorientierte Konzepte.“

Digitale Features
Neben authentischen Konzepten setzen Gastronomen 2026 in der Operative auf digitale Features im Management. Foto: peopleimages.com/stock.adobe.com

Ähnlich, wenn auch skeptischer, sieht es Andreas Kahn, Chef der gleichnamigen Gourmetgastronomie mit Feinkostgeschäft, Bistro, Restaurant, Eventclub, Biergarten und vor allem Catering in Augsburg und Region bis nach München. Auch 2026 wird schwierig, sagt der 53-Jährige. Er verweist aber darauf, dass man das ablaufende Jahr trotz all der genannten Probleme ordentlich gemeistert hat. Vertrauen kann er auf ein versiertes Team mit fast 60 festangestellten Fachkräften und rund 100 Aushilfen. Gute Leute wollen aber auch gut bezahlt sein, nennt er einen steigenden Kostenfaktor, zu denen auch Energiepreise und teurere Lebensmittel zählen. Wenn er sich unter seinen Gastrokollegen umhört, kommen nahezu alle zum selben Schluss: „Unterm Strich bleibt kaum mehr etwas übrig.“ Doch auch diese Hürden werde das Traditionsfamilienunternehmen meistern, das Seniorchef Helmut Kahn in den vergangenen Jahrzehnten zur heutigen Blüte aufgebaut hat.

Hans Peter und Andreas Kahn
Zwischen Bewährtem und Neuem, der Weg in eine digitale Gastro-Welt kann nur schrittweise erfolgen. Andreas Kahn (re.), Feinkost Kahn, Augs­burg, hier mit Cousin Hans-Peter Kahn; Foto: Feinkost Kahn

Nach Regen kommt Sonnenschein

Wirt Billy Wagner vom Speiselokal Nobelhart & Schmutzig in Berlin-Kreuzberg gibt sich ebenfalls (zweck-)optimistisch: „Nach dem Regen kommt immer Sonnenschein“, sagt er. Allerdings fällt sein Rückblick nicht so sonnig aus: Deutlich weniger Gäste, gleichzeitig steigende Kosten und trotz kleiner Preisanpassungen ein bis dato „sehr viel schlechteres Ergebnis als letztes Jahr“ machen ihm zu schaffen. 

„Deshalb öffnen wir im November und Dezember noch an den Montagen, um mit einem positiven Ergebnis ins neue Jahr zu starten.“ Sein Motto: „Kreativ in den Einnahmequellen bleiben. Mitarbeiter auf dem Weg mitnehmen und gemeinsam durch die Zeit kommen.“ 

„Berlin bleibt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten ein Magnet für internationale Gäste“, hebt unterdessen Florin Studer hervor. Der Vizedirektor der Wilmina beschreibt diese als „einzigartigen Ort der Gastlichkeit“, nachdem an deren Standort in Berlin-Charlottenburg ein ehemaliges Amtsgericht und ein Frauengefängnis transformiert wurden. Der historische Altbau beherbergt heute 44 individuell gestaltete Zimmer, ergänzt durch einen Neubau mit 22 Lofts und Penthäusern. Herzstück ist das Boutiquehotel mit Wellness, Bars, dem vielfach ausgezeichneten Restaurant Lovis von Spitzenköchin Sophia Rudolph und nicht zuletzt einer hauseigenen Bäckerei.

Felix Schneider
Wir glauben, dass wir in der Gastronomie genau jetzt die Chance haben, uns neu zu definieren. Felix Schneider, etz in Nürnberg; Foto: etz Nürnberg

Der Weg in eine digitale Gastro-Welt

Entscheidend für die Zukunft ist es laut Studer, „den eigenen Charakter zu schärfen und authentische Konzepte anzubieten, die Gäste nicht überall finden. Ebenso braucht es operative Exzellenz, Digitalisierung etwa für Housekeeping oder Revenue Management  –vereinfacht gesagt: Angebote zum geeigneten Zeitpunkt zum richtigen Preis, um Umsatz und Gewinn zu stärken – sowie enge Partnerschaften, um effizient und marktfähig zu bleiben.“

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