Geschmack, Textur und Vielfalt müssen verbessert werden
Auch die französischen Verbraucher sind von pflanzlichen Molkerei-Alternativen schwer zu überzeugen. Vor dem Hintergrund, dass dort der Verzehr von Käse aus tierischer Milch eine lange Tradition hat, scheinen sie großen Wert auf den sensorischen Genuss dieser Lebensmittel zu legen.
Ein ähnliches Bild zeigte sich in Italien und Spanien: Bedenken hinsichtlich der sensorischen Eigenschaften und des Geschmacks hinderten die Kaufinteressenten daran, die pflanzlichen Alternativen zu Molkereiprodukten zu konsumieren. Entsprachen die Produkteigenschaften wie Preis, Geschmack, Vielfalt und auch Verfügbarkeit dagegen den Anforderungen der Befragten, stieg die Wahrscheinlichkeit, diese Lebensmittel auch täglich zu konsumieren.
„Wie unsere Ergebnisse zeigen, werden insbesondere Interessenten, die erst mit dem Gedanken spielen, pflanzliche ‚Molkereiprodukte’ zu konsumieren, von deren wenig überzeugenden Produkteigenschaften abgeschreckt. Sie wünschen sich mehr Sorten und einen besseren Geschmack bzw. ein besseres Mundgefühl“, fasst Rebecca Hansen zusammen.
Ersatzprodukte müssen gut schmecken – nicht unbedingt das Original kopieren
„Um mehr Verbraucher zu erreichen, müssen die Hersteller daher Produkte mit verbesserten Rezepturen oder mehr Produktvarianten entwickeln. Dies ist besonders wichtig in Italien oder Frankreich, wo die Bedeutung des sensorischen Genusses kulturell verwurzelt ist.“
Dabei erwarten die Verbraucher nach der Erfahrung von Dr. Gebhardt nicht zwangsläufig eine Kopie des tierischen Originals: „Allerdings muss der Geschmack, also die Kulinarik der Lebensmittel, überzeugen. Dabei darf das Produkt auch ein neues, eigenständiges Geschmackserlebnis bieten.“
Mehr Wissen erhöht Kaufbereitschaft – und zwar in allen Bildungsschichten
„Darüber hinaus motiviert Neugier die Konsumenten dazu, neue Lebensmittelprodukte zu probieren“, sagt die Wissenschaftlerin. Personen, die grundsätzlich offen für pflanzliche Alternativen sind, werden nach ihrer Einschätzung ihren Konsum von pflanzlichen Molkereiprodukten eher beibehalten oder sogar intensivieren.
Gemeinsam ist allen Personen, die pflanzliche „Molkereiprodukte" konsumieren oder dem offen gegenüberstehen, dass sie Informationen darüber haben möchten. Gerade Verbraucher, die Wert auf qualitativ hochwertige Lebensmittel legen, gehen auch aktiv auf die Suche.
„Antworten auf Fragen wie, woraus besteht das Produkt? Wie sieht der Produktionsprozess aus? Ist es gesünder? Ist es nachhaltiger? Wie kann ich es zubereiten?, sollten leicht aufzufinden sein“, sind sich die beiden Wissenschaftlerinnen einig. Am besten wären aus ihrer Sicht leicht zugängliche Informationen auf der Verpackung oder am Verkaufsort, dem Point of Sale. Auch Empfehlungen in Ernährungsrichtlinien, weniger tierische Molkereiprodukte zu konsumieren oder Evidenz von wissenschaftlicher Seite, mehr pflanzliche „Molkereiprodukte“ zu wählen, könnten ein wichtiges Signal an die Verbraucher sein.
Überrascht hat die Forscherinnen dagegen ein weiteres Ergebnis der Studie: „Entgegen unserer Erwartungen haben das Bildungsniveau und andere soziodemografische Faktoren keinen statistisch gesicherten Einfluss auf die Konsumhäufigkeit von pflanzlichen ‚Molkereiprodukten‘“, sagt Dr. Gebhardt.
(Universität Hohenheim/SAKL)