Kommentar

Wo bleibt die Wertschätzung?

Koch sitzt niedergeschlagen da
Oftmals fehlt es heutzutage an respektvollem Umgang miteinander, was zu Unmut und Frust führt. (Foto: © Fotolia/WavebreakmediaMicro)
Respektvolles Verhalten ist in unserer heutigen Gesellschaft, so scheint es, ein immer seltener werdendes Gut. Vor allem die Dienstleistungsbranche hat darunter zu leiden. Selbst Kündigungen gab es deshalb schon.
Mittwoch, 05.06.2019, 11:47 Uhr, Autor: Kristina Presser

Es ist ein Vorfall, der sprachlos und zugleich wütend macht. Deutschlandweit fragt man sich: „Bin ich im falschen Film?“ Es geht – mal wieder – um die Frage des notwendigen Respekts und Anstands. Was ist passiert? Vor ein paar Tagen stand eine junge Mutter mit ihrem Kind vor der Fleischtheke eines Edeka-Marktes im oberfränkischen Lichtenfels. Das Kind ist etwa im Grundschulalter und offensichtlich nicht sehr lernbereit. Daraufhin zeigt die Mutter mit dem Finger auf die Verkäuferin hinter der Theke und sagt: „Wenn Du weiterhin nichts für die Schule lernst, dann stehst Du auch mal dort hinten!“ Christian Werner, der Geschäftsführer des Edeka-Marktes, bekam das Ganze zum Glück direkt mit und wendete sich daraufhin mit einem emotionalen Facebook-Post an die Mutter.

„(…) Dem können wir nicht zustimmen! Wenn Ihr Kind weiterhin nichts lernt, dann steht es in der Schlange am Arbeitsamt! In unseren Filialen arbeiten nämlich nur gut ausgebildete Fachkräfte, mit Schulabschluss, und abgeschlossener Berufsausbildung.“ Gleichzeitig wies er die junge Frau darauf hin, dass ihr Kind in der Schule keinen Abschluss in Empathie und Menschlichkeit, Respekt und Wertschätzung erhält, Edeka das später aber gerne übernehmen würde, sollte die Sache mit dem Abschluss noch klappen. Denn jeder Mensch verdiene Respekt, auch wenn es manchmal schwerfiele. Diese Reaktion traf voll ins Schwarze. Innerhalb kürzester Zeit gab es dafür über 120.000 Likes und mehr als 10.000 Kommentare. Es ist also eine Thematik, die die Menschen bewegt und beschäftigt.

Kunden werden immer öfter ausfallend
Wie Christian Werner gegenüber dem Online-Nachrichtenportal inFranken.de. sagte, nehme es verstärkt zu, dass Kunden ausfallend würden. Und schon länger beobachtet er, wie Wertschätzung gegenüber seinen Mitarbeitenden verloren ginge. Selbst Kündigungen hätte es deswegen schon gegeben. Man kommt also nicht umhin sich zu fragen, wie sehr rücksichtsvolles Benehmen und moralische Werte in unserem täglichen zwischenmenschlichen Miteinander abhanden gekommen sind. Und warum denken manche, sie seien etwas Besseres aufgrund ihres Berufs?

Diese Problematik ist aber nicht nur im Einzelhandel festzustellen, sondern zieht sich durch die gesamte Dienstleistungsbranche, zu der ja auch das Gastgewerbe zählt. Was all diese Berufe eint, sind Kundenkontakt und Service. Logischerweise sind das in der Regel auch die maßgeblichen Kriterien für Mitarbeiter, sich auf entsprechende Stellen zu bewerben. Im Fall der Gastronomie und Hotellerie: Weil sie es lieben, Gastgeber zu sein. Weil sie gerne für das Wohl anderer sorgen, Wünsche erfüllen, verwöhnen und begeistern. Weil sie der Kontakt mit Menschen, die Arbeit im Team glücklich macht. Es ist nicht nur ein stupider Bürojob – um gleich mit den sinnfreien Klischees weiterzumachen –, sondern es ist harte, anspruchsvolle Arbeit auf Basis einer fundierten, komplexen Ausbildung mit teils langen Arbeitszeiten. Nichtsdestotrotz, vielleicht sogar gerade deshalb, steckt da ganz viel Herzblut, Mühe und Leidenschaft drin. Und das sind sehr ehrbare Motivationen, die Respekt verdienen.

Weiterlesen auf Seite 2

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Denkfabrik-Vorstand Dr. Marcel Klinge (Foto: © DZG)
Event
Event

Erste „Gastwelt-Summit“ findet in Berlin statt

Das branchenübergreifende Gipfeltreffen mit dutzenden Verbänden und Organisationen aus Tourismus, Travel, Hospitality und Foodservice wird jetzt erstmalig in der Bundeshauptstadt abgehalten. Das Motto der Veranstaltung lautet: Gemeinsam erreichen wir mehr!
Die Gewinner der Landesjugendmeisterschaft (Foto: © Dehoga RLP)
Dehoga
Dehoga

Die Sieger der Landesjugendmeisterschaften in Rheinland-Pfalz

Am Montag durften sich in Mainz wieder die besten Azubis des Bundeslandes miteinander messen. In dem Wettstreit wurde um den Titel der Landesmeister in den gastgewerblichen Ausbildungsberufen gewetteifert.
Moritz Feichtinger, neuer Küchenchef der Schwabenstube im Hotel Adler Asperg. (Foto: © Adler)
Gastronomie
Gastronomie

Neuer Küchenchef für die Schwabenstube

Der 26-jährige Küchenmeister und Gastronom Moritz Feichtinger soll dem Gourmet Restaurant neue Impulse verleihen und die Traditionsküche des Adlers fortführen. Erst gestern wurde der Guide Michelin-Stern für das Gasthaus zum 18. Mal in Folge bestätigt.
Das erste spanische Restaurant von Akira Back im The Ritz-Carlton (Foto: © The Ritz-Carlton, Abama)
Japanische Kochkunst
Japanische Kochkunst

Erstes Akira Back Restaurant in Spanien

Das The Ritz-Carlton, Abama gibt eine neue Partnerschaft bekannt. Der Michelin-Koch Back wird in dem Luxushotel auf Teneriffa seine erste Destination des Landes öffnen. Die Marke umfasst bereits jetzt ein breites Spektrum an Restaurants auf der ganzen Welt.
Stephanie Palme und André Rothenstein sind das neue Duo im Schindlerhof. (Foto: © Schindlerhof)
Gastronomie
Gastronomie

Im Schindlerhof übernimmt Duo die Küche

Das fränkische Hoteldorf plant einen sanften Übergang vom bisherigen Küchenchef Michael Behr hin zur neuen Doppelspitze. Mit Stephanie Palme und André Rothenstein wird ein eingespieltes Paar die gastronomische Führung übernehmen.
Strand auf Juist
Kampagne
Kampagne

Bock auf Juist 2024: Eine Insel macht sich fit für die Zukunft des Gastgewerbes

Eine Insel hält zusammen: Die Nordseeinsel Juist hat mit „Bock auf Juist 2024“ ein ambitioniertes Projekt gestartet. Erstmals haben sich mehrere Betriebe zusammengeschlossen, um dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken und die Zukunft des Gastgewerbes auf der Insel neuzugestalten. HOGAPAGE spielt dabei eine entscheidende Rolle. 
Der bei Zwiesel Glas entwickelte Glassatz Tritan sorgt für besondere Brillanz und eine lange Lebensdauer. (Foto: © Messe Frankfurt GmbH/ Petra Welzel)
Konsumgütermesse
Konsumgütermesse

Ambiente: Mit Nachhaltigkeit in die Zukunft

Das Thema Gastlichkeit stand bei der Ambiente im Mittelpunkt. Damit gewinnt die Hospitality-Branche zunehmend an Relevanz für die Messe. Gerade im Bereich HoReCa gab es daher zahlreiche neue Produkte für die Einkäufer zu entdecken.