Behinderter Koch, backt mit einem Koch einen Pizzateig
Zahlreiche Best-Practice-Beispiele verdeutlichen, wie Inklusion im Arbeitsalltag erfolgreich gelingen kann und welche positiven Effekte sie für das gesamte Team und die Hotelgäste mit sich bringt. Foto: Halfpoint/stock.adobe.com

Mit viel Herz und Begabung

Tagungen oder Übernachtungen bietet seit 2010 auch das 3-Sterne-Integrationshotel NeuHaus in Dortmund. Gäste können, so heißt es in einer Präsentation, „teilhaben an unserer Vorstellung von einer besseren Gesellschaft. Das Team besteht aus Menschen mit und ohne Behinderungen, die eines gemeinsam haben – viel Herz und Begabungen. So entsteht eine besondere Atmosphäre der Achtsamkeit und Freude.“

Ein guter und vorbildlicher Arbeitgeber für ganz verschiedene Menschen will schließlich auch die Seeloge in Eutin im Osten Schleswig-Holsteins sein, ein barrierefrei gestaltetes Haus im nordischen Design, das unter anderem 44 Doppelzimmer, eine Seeterrasse mit Blick auf das Eutiner Schloss, einen Tagungssaal und Wellness bietet. Das Inklusionshotel reserviert, wie es heißt, mindestens 40 Prozent der Arbeitsplätze für Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung.

Jochen Mack, Geschäftsführer Hotel „einsmehr“ Augsburg
Wir bringen Menschen mit Beeinträchtigungen im Arbeitsmarkt unter und bezahlen sie fair, statt sie im behüteten Umfeld einer Werkstatt für ein Taschengeld zu beschäftigen. Jochen Mack, Geschäftsführer Hotel „einsmehr“ Augsburg, Foto: einsmehr

Zwischen Unterstützung und Hürden

Gefördert wird die Seeloge unter anderem durch die Aktion Mensch, das Landesprogramm Wirtschaft und das Integrationsamt. Auch andere Betriebe erfahren Unterstützung. So gab es in der Anfangszeit während der Corona-Pandemie für das „einsmehr“-Hotel staatliche Ausgleichszahlungen wie auch Unterstützung etwa durch die „Sternstunden“-Hilfsaktion des Bayerischen Rundfunks.

Und dennoch sind manche Versuche, Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen im Gastgewerbe zu beschäftigen, nicht immer dauerhaft von Erfolg gekrönt. Im InHotel Mainfranken in der Ortschaft Marktbreit, konzipiert vor allem als Tagungsstätte, musste die Arbeiterwohlfahrt Unterfranken als Betreiber im Herbst 2023 nach acht Jahren aufgeben: Die wirtschaftlichen Herausforderungen und der Personalmangel würden eine Fortführung des Betriebs mit zuletzt 23 Beschäftigten, davon neun Schwerbehinderte, unmöglich machen, hieß es damals.

Zahlreiche gelungene Beispiele

Nichtsdestotrotz erkennt auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) die Bedeutung von Inklusion im Gastgewerbe: „Es gibt zahlreiche gelungene Beispiele dafür, wie Menschen mit Beeinträchtigung durch Beschäftigung im Gastgewerbe soziale Teilhabe erfahren und gleichzeitig die Teams wie auch die Gäste bereichern“, sagt Sandra Warden, Geschäftsführerin und Arbeitsmarktexpertin im Bundesverband.

Allerdings verdeutlicht die Anwältin auch: „Nicht jeder Betrieb und jeder Arbeitsplatz sind gleichermaßen geeignet. So hängen die Möglichkeiten stark von der Art der Behinderung ab. Dort, wo eine Beschäftigung möglich ist – gegebenenfalls durch angepasste Arbeitsplätze, unterstützende Technik, enge Begleitung oder auch mit Hilfe von Eingliederungszuschüssen – ist Inklusion ein Gewinn für alle Beteiligten.“ In Inklusionshotels oder -restaurants, die insbesondere kognitiv beeinträchtigte Jugendliche nach den so genannten Fachpraktikerregelungen ausbilden (eine verkürzte Ausbildung für Menschen mit Handicap für einen leichteren Einstieg in den Beruf), gebe es zahlreiche Erfolgsmodelle.

Grundsätzlich gelte, so Sandra Warden: „Arbeits- und Fachkräftesicherung bedeutet, alle vorhandenen Potenziale bestmöglich zu nutzen.“ Dafür sei das Gastgewerbe prädestiniert: „Wir sind die Branche der Chancen.“ Neben dem Embrace-Verbund hat auch der Hotelverband Deutschland (IHA) das Thema Inklusion im Blick. Er sieht hier eine wachsende Bedeutung: „Es gibt beinahe unbegrenzte Jobmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen auf dem regulären Arbeitsmarkt. Insbesondere die Hotellerie bietet mit ihren vielfältigen Positionen und der Möglichkeit eines niedrigschwelligen Berufseinstiegs viel Potenzial.“

Sandra Warden, DEHOGA
Arbeits- und Fachkräftesicherung bedeutet, alle vorhandenen Potenziale bestmöglich zu nutzen. Dafür ist das Gastgewerbe prädestiniert. Sandra Warden, DEHOGA, Foto: DEHOGA/Henning Schacht

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Abschließend sei noch erwähnt: Nicht nur in Hotels funktionieren Inklusionsmodelle. Auch in sonstigen Gastrobetrieben gibt es Beispiele für eine gute Zusammenarbeit zwischen Behinderten und Nichtbehinderten. Bereits seit 20 Jahren hat sich das etwa in drei Cabresso-Cafés in Augsburg bewährt, wo abwechslungsreiche Frühstücksangebote, ein leckerer Mittagstisch wie auch hausgemachte Kuchen und Torten serviert werden. Dazu zählen nicht zuletzt Kaffeespezialitäten aus einer eigenen Rösterei.

Ziel in den Betrieben, die weitgehend kostendeckend arbeiten, sei es vor allem, Menschen mit Handicap in der Arbeitswelt zu fördern sowie deren Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikationsfähigkeit und Selbstbewusstsein zu stärken. Ein Leitspruch in den von der CAB-Behindertenhilfe als Tochter des Caritasverbandes betriebenen Cafés lautet: „Ob mit oder ohne Behinderung – bei uns steht der Mensch mit seinen ganz besonderen, individuellen Fähigkeiten im Mittelpunkt.“      
    

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